Haus Hiesfeld
Von H. Breimann, Hiesfeld
Nach dem im Archiv der Klevischen Stände befindlichen Rltterzettel des
17. Jahrhunderts waren in der Bürgermeisterei Dinslaken drei altadelige Güter gelegen, und zwar "Haus Bärenkamp", "Haus Hiesfeld" und "Haus Waterheck".
Alle waren landtagsfähig, ü h. rlö hlttcn aut den ro8cn Ständctascu dar Bcüt
dar Be$dfUßrU von Abgaben oder Steuerru bar war öar Tltchügsto tür dte Tagungcu
dör landrttndc. Alltäbrüü ctnmal hamcn dtere ln Klcve zuctrnmcu. Stc
bestandcn aut Vcrtreteizr des Adele und der StÄdta Sftz utid Stlmme hgtten dle
Edelletrtq weldre eluen Stammliaum von acbt Glledcrn aufrvetseu konnten und etn
RitterSut tm Werte von 00@ Talcrn besaßen. Bcl einer fagung wtrde tolgeoderrnaßca
vertahren: Ia etner Eemcünschattllcben Sttzurrt verlas elncr der arunresenden
hcrzodldrcn RÄte dtc Anffile dcr SegtcnrnS;. denn'roScn dch Adel und
Sttnde ztrr gerondertoq Beratung auttck Daneü wtudcn dlc Beschwcrdln (Gravernnal
dcr Stänüe vouptüegGo uDd nr& belrted[endcn Erlüärungcn der RederurU
dle Bcschlüsse (Ltndtagpab*hlede) geleßt. Nach den Bertlnrrun8G$ dte ttlr
dle Zrrgehörlgkett zu den Londstünden bFggl. dee Adelr maSSebcnü wateu' lst
Haur Htecteld eln elter Sltr- Haur lltcdeld hattc na& elncm Aktenstllck'vom
80. Norrember l8$?.'elne Größe von OgG Morgcn und 6 Buten S begtand aur elnem
Heuptgute, welüer durcb elncn so5eürannten Haltmann bcwl$scfieftet wurdg aus
zwel tlelbbauernhöten uad aug ree,br KatcteUoo. Der Halfnann entsprach in selner
Tätlgkett etwa elnem JetziSen Gutsverwalter, Er bekam für gelne Arbeit Jede
zwette Garbe, woher auch wohl dle Bezelctrnung llelfmann komml weil er eben
dle Hültte der Garben erhlelt. Zu Haur Hlesteld 8ehörten ln der dsmaligen Zelt
elle Besltzungen ,,an den Höten". Außerdem hatte der Hen von dlesem Edelsltz
nodr Grundetgentum auf dem Oberlohberg.
Dag Quellenmeterlal tlber die von Hlesfeld flteßt sehr spärllclr. Gelegentlich
fuidet sich der Name in Urkunden, bel denen es sich um Stiftungen und GrundctttckstlbertraSunSen handelt. Schon 1220 wlrd eine Margarete von Htesteld mlt
ihrem Sohn Theodor erwähnt. Am 18. Juli 1808 trltt eln Helnrlch von Hysfeld aut,
der mtt r'elnem Bruder Arnt an den Adellgen deg Amtes Schermbeck gezählt wlrd.
Schon vorher 8cschleht selner .ati Urtunaszeuge des. Rltters Johann von Moers
grutä'hnung. Später wlrd er ein Freund des Klevlschen Grafen'8enennt. Aus.dlesen
Tatsachen dilrtte wohl auch dle RttterbürHgkeit des Geechledrts derer von Hlegtelü
zu tolgern retn. t{00 atndHmrtdrvonllyrteld und reln tsruderMaep-'mlt .0en
AüettEen 'det Aötes Dtniläken mn:lCrir'' Giaföä iöüann voä rteve eääen oen
Blscbof von Lütttctr Sezogen Die Besitzungcn dleses Geschlechts, das ln Beziehungen
zri den Gtötterswlcks stand, lagen in HlesfeId, Dlnslaken, Walsum und Götterswlck.
tlber drs *"nä-J* lä.trr* von Htbefeld east Areta lm rtnschluß an llgen,
naödem cr eut,dlc engen VerblndunSen Götterswlck, Illegteld' Stecke, Mattler'
Holten - aller adellge Gerchleüter - htageurlesen hat: ,Deutlldter aber als diese
BedebunSen wetot dte Senelnrsme llYappcnf,tur, der'Wolkenschnttl aut dte alten
'Vcrblndungca gwischen den gcaennten GcrcNectrtern hln. Dte Wolkenscbnltttellung
der WaDIrcng flndet gtdl bel llleateld, Giöttergwlclr, Mqttler und Stecke. Eine
lberltelerte llyaplnndarrtellung zetSt tm Scbtld tünl ge$töIkte Querstrelten, Jedör
nach untcn ro'! und naÖ oben'8otd (oder rtlber). Aul dem Hekn cteht etne Pume'
mtt Mohr.nheupt und goldcner, flatternder Sttrnbtnde, ln dle Farben dee Schüdes
SekleldeL"
Verschledcntlldr f,nden gldr Vertreter des Htestelder Gerctrledrtec ln der Auf- .
re,bwbnrns ntederrhelntiCher AdeUger. Bel der Aiilschqörung hendelte es gictr
darqrn, dto adeltSe Herkrrntt durdlStarnmbaum gnd rilappen ltlr dle klevlsche
iiüdb"fi nadiuwctren. Dle Slesslzeu8cn.mu8ten bel thren
"adellgen
Ehräa(
begcbwören, da! dte tn Rede steheaöen Geschleüter ,rsowohl ahn mutter als vatter
Srtt" ."d.lt'd;ifii""*fgfge wohlnaüelnander gesetzten'Weüen (lVappen) und ntt
von Bastardtcn rein, sonöärn suczesglv to!8enr. Audl dlese Tätt8kett'lst eln 8c
wcts
tü'r dlc Btttcrbtlrttgkctt Hterleldc
. Als Rtüter wrd Schöfea inden wtr dle Hlesleldr tn Dtaslaken, Götterrwlckerharnrnr
lValsUm rrnd Hamboin. Elntge von lhnen, z. B,
Mees und Henrlclr von Htesleld, habcn dem Klever Grafen tn der Schladrt bei
Kleverhatn 189? Heereslolge Selelstet, und aucb sonst haben dte Htesfelds lhren
Landeihcrren wertvolle Dlenste enrleseD. . Etntge voq. lhne4 sllrd ln klrdrllchen
Ämtgrn tätl8 Scweren.
Im ft. und 18. Jahrbundert f,nden wlr Angetrörlge des Geschledrtes von Hlesteld
sls Glleder.des gel.gtltchen Stander ln Xaatcn, Helnsberg, llarnborn
und Dlnslaken. 1025 weren soger drel aue dlesem adeltSen Geschleüt Vikare
an der'KlrÖe tn Dürelakcn
lSCg war etn HelnrtÖ von llterteld Prcikurator'der Gastbausarmeri ln Dlnslaheo.
Setn gozlates Drnp0nden veranlaßte lhn, geln Sgnzes Vermögcn den Garthausarrnen
zu yernrachen.
Aber audr etntSe weibliche
!t
Glieder dleses Geachlöchtes'treüen wtr lm Dienst
der Ktrche an. Sie waren entweder als Nonnen oder als Vorsteherinnen ln Klöstern
in Sterlrrade, Dlnslaken und'im Kloster Ftirstenberg bei Xanten tät18,
Am 5. Oktober 1ög0'vermachten ,,Mees Hysfeldt, Rldrter, und Arndt llysteldt
den Gasthausarmen zu Dinslaken I Malter Welzen aug ihrem ln Walsum Selegenen
Gute op 8en BerSö".
Am lC. Junt 152ä werdgn Johann Hlesleldt, Vlkar des L,tebtrau€neltar8, Arndt
Hiesfeldt, Vlkar der Antonlusal.tars und Berndt Hlepleldt als Vlksr des St. Sebastianus-
Altars Senannl (Kath. Ptarraichlv Dtnsleken.)
Schon 1522 war Arndt lliesfeldt Vikar am St. Antonlus-Alter ln Dtnrlaken. Es
heißt von ihm tn einem Akiensttick des Steatsarchlvs DtlBsöldorl: 12. 3. 1522: ,n'Wtl'
helm van Wlenhorst, Abt des Klosters Hamborn, bekundet, de8 er nedr dem Todle
des priesters Johann Baeten, Vlkar des St. Antonlug-Altars der KtrÖsplelkirche
zu Dinslaken, _dessen
Naclrfolger Arndt Hysteldt mit dem Gut zu Barmescheide
irn Kirc}spiel Hysfeldt .behändtgt habel'.
Ss starben als Nonnen des Zisterzienserlnnenkloeters zu Sterlrrade (Marlen-
Uäclrlein): tAL2 Eligsbeth von Hlctelt; f{82 Melcbtora ypn lltrlelt alr Priortn,
töö? Anna von tttstett als Kellnerln; lü00 wlrd etne ElsFen van lllsleldt üWähnt
Sie,war. Kapttularln. Belde wsren födrter von Johann Hlrtelt. !6?0 wlrd einc
AllantzenHyweldt alsSubprlortn desKlosterqMarlenkamp lnDlndaken 8e'nannt.
Im 15. Jahrhundert wird ein Konstgntin Groen veu lltßvbldt 8eD8$Dt Von lhm
tst ln elner klevlschen Urkundebus dern 10. Jshrbundert.eh rron elnem l.ehnl'.
mann des Graten von Kleve dte Rede.
tm katholtr.t"rrpi"ir"t.itu nO"-änu.o.o beflndet slch'lm Jahre 105? folgenüe
EintragunS:,,PetristuhlfeierstarbderedleHerrGeor'i[usvonloenzuParvmflhlen
in ecclesia nostra ln choro ad gradlum in medio lnter altarla sepulh.ts. Lslarlt
nobis t/r Malter hiltg (?),6 Splnt tlaber, l2S Semeine Taler.d D. h. ln der'Über-
. setzungl: ,,Er hat seine Grabstätte in unserer Ktrche tm mittleren Chortetle zvrlt.
ttän'ä"" Altären. Er hat gestittet r/i iltalter bll18.(?), r sptnt Haber, 12s remetne
Taler.,l Dieser Georg von Loen Lu Faumtltrlen hat aql.'Haus Hlqslelö '8€sellon.
Noctr heute hetßt Oe Uet Haus Htesleld 8eleSsne Mtlhle I,oocmllble, und elne
Waldparzelle aui dem Weg zur katJroltsehen Ktrdre aut dem LobberS hetßt L o o r.
busch. In diesem Waldgebtet befand.,slch red$s von.def Stre8e dar Gtnb der
Herren von Haus Htesfeld. Ein von Ficlrten .rrmsäumter.,\f,1e8 ttlhrte zul letztGlt
Iiuhestätte dieser Edlen. Wär hter aber begrrben le& dag hst rtü nldrt testrtel'
len lassen. Man hat vor Jahren dle Gebelne aut8enommen und qul dem alten
Frtedhof bestattet. Die moderne EntwicktunS und der Ausbau der Ktrchgtreße'-
;riil;; tut it" von Haus Hiesteld eln Sandweg zum LobberS, zu desseo Selten
WaId brw..Gestrtlpp stand - machteu elne Umbettung erlorderlldr
. Johanp von Loen zu. PaumilNen bat den Beglts an den Drost zu Alteur ver'
kautt, Der bat lhn,echön bald wteder veräu0.e.r!, .wte eus elner ElnrtrelUn8 des
eben genannten Kirchenbuctres lolgt In lhm het8t er nämltdr: ,Anno 1808r'den
F. Aprl, ist daß ,,Haug llieifeld" vcin dem von Loen zu Peumtlhlen von dem Drost
zu Altene an den Herrn zu Dißtorür erblidr verkeult wgrdcn'
Gegen 100 Jahre war dann Heus Hlesletd EiSentum derer von Teveura
Ihnen gehörte auelr die Mtthle von Dörnemann. JohanD Wtlbelm vog Tevener
hauJte sle am lP. April t?0? von Johann Paschen und Htlleken lfteütteng, wle es
,,der tlrlegsrath, wie audr Rentmelster des landes Dlnsläken und Rtdtter deg
gotes urra-du" Herrllehkelt zu Lackum, Paul Cerl von Corbtn" bekundeL" Im Jabre
1?Bl, am 13. Februar, tibertrug Johann Wilhelm von Tevenar den Besttz an selnen
jtingerenSohnJohannWilhelmvonTevengr.DteseÜbertrsSrrnglindlnrller
Form vor dem Krlegsrat und Rentmetiter dös Landea Dtnslaken, Paul Carl von
Corbtn, statL Am. Z. Septembsr l??6 hat der M{thlenmelster Gerhard Dörne- .
ni r n n zu lllesteld von den Erben von TeveRar diä betden lrfitttrlen - es hendelte
sldr um elne Lob- und elne ölmtlhle - tln Dorfe lliesleld Sekautt. Die Erben
vm Twsner rber'betrtelten rldl dle FlscherelSeredrtlShett ln dem Mllblenbadre . :
- Rotbaclr - und Mlthlenkolke vor (Famlllenpeplere v.. Dörnemrn1). .
Im Jahre 1?08 nun Xsutte Jobannes von Tevensr des ,AdelISe Haus Hteeteldt".
Er wsr Eeteherr; Strdtrsntmelrter und Gewebrtibrikant lri Segen Dleser Kaul
wtrd tb elnern tm DeNerner Staetsrrchtv llegenden Berldrt der Klevhchen Lsnder;
regterung anFrtedrlü deß gro8en bestätl8t. UrstammteugdernJahre l?81. Der
ennrUrote Jobem von Tevener schetnt ntdrt tn Htesleld Sewohst zu'hrben. Jedentaug
tauebt erst seln Sohn; Johann von Tevener (Seboren 10.0?) tn Hlesteld auf,
wo rbbe erste Frau l?tl begraben wurde, Dleser Joharut von Tevener rtarb.l?29
tm Altef von 02 Jabren. Selne zrrrette Frau helratete nadr dreUthrtger Treuer deF
Kletrer$rteasDaltobanJri.AtlA Vnfb""g. Jobann von:Eeveaar*Uatte drel Söhne I .
u.nd dret Tööter. Elü Sohn unö etne ToÖter.rtnd rebr trtlb Sertorben,
Im Antang dlesef Arüett lst daraut hlnSewlesen . wotden, daß das HauPtSut
durü elnen HslfuiBDn bewtrtrchrltet wurde. lm Klrcbenbuelr der luthertschen
Gemetnde lüesleldvon tOt0 bb 1?0? wtrd rrns unter dem 6..Aprtl 1?0? der Tod
dec Heltnanns Gardt Cgmp mttgetellb der tm Alter von 08 ilabren vergchled.
Er betßt an'der betreüodeD Stelle ln Ktrüenbuch: ,t 0. {. l?0?: Gardt.Camp,
Haltmsnn eut dem Haure Paunöble.' Er lrt alrc rchon vor den von Tev.engri qut
dem Gute tttlg gewescn.. Als Gutsver-\prltsr.vdrd uns utn dledelbe' Zelt Georg
'Walter genatnL Er rett'ete anr 1?. Junl 1090 znret Hlefteldqr vom Tode dec Ertrlnkens,
dle damtt. balchätttgt wa3eq ln .Neuboür Mtlblenkolk Schafe zu
wercbe*.Es wsren dleg Jalrob b 8en lleBelt-Hesrcbnsnn wrd Wolter opm PayenhrmD,
Go,rüt Brdemaöer 8on. Mae! lst bel der Arbelt ertrunken, (Ktrchenbuü der
tgtlänrcnen Gämöuae Hbst€ld, to?o-r?oi.)
GeoDS \talter hat rDüter.relne Stellc alr Vercdt€r aut oHaur Pauurölrl_e' 9bgegebcn
rurd lst Wlrt tm Dort geurorde. Alg soldrer hat er slcb am ,2& Novetn:
ber loe{ mlt Aüa Kathaftna Vorsüusr,Wtwe wn Hermsnn scholten, :vormalt8em
provfrorfr Aer frmces, verbelritet. Ss war elne Toüter von Peter Vontlur,.der
en t0; Oktober 16?{ gertorbcn l,rL Da*elbe'KlrÖenbudr nenut uns lD Iletnrtdl
' Mllller etnen scbäter vom Hrule
. Mft AnlanS deg vorlgen Jabrh"Puenudlqntösh l.ekns"1 Haug Hlegleld tn den Bedtz der:
Gebr{tder pelderhott. Nadr etner nocb vorhendgnen Kgrte vom:Jahre.l?30
(Stadtbeqamt Dlnslalßcn) cntblelt dnsselbe 9t$dtlleBltÖ der .b,etgebörtSen Bauernhüte
wr! Ksten (eeür tn der Zstrl) etne Gnrndf,äcbe von ehre 000 Morgen, bertetrenC
sus Waldbörtänclen, 4,ckor, Welde und Wterenltpdereten. Btg rum Jahre
l8ttr war dleeer Gut oodr In uryetetltem'Berltz der Gebr{lder Hermsnn. und
medrtdr.Ara,olt Felderbcrü. ,Nrüdem ebär cefbEe tn Abrtdit der Vermö8ens.
auelnaaderretarng dt€ Tettung herbctettlhrt, und dsdrue.h drs Gut Slelünm tD
rlle ldneTelle euüörto, dnwrr auü üesYerkaul derErbtelb desArültl'ü€drlü
Felilerboü dle'ente Folge.
Ileqtc ge,bört tlaqs lltesleld Herrn HuSo Etckholt Der Vater der tetztgcn r
Besltrere emrarb .G8 lm 20. Jull 18116 tür f1250 Merk mtt l0 Morlen Xend. Der
Verkäuter war der Jude Ogpcnhetmcr ln Ucdenu

Mühlen verbergen ihr Mysterium
Zum Deutschen Mühlentag lud der Mühlenverein Hiesfeld zu Erkundungen ein

Dinslaken. Clemens Glunz stellt sich kurz als Vorstandsmitglied des Mühlenvereins vor und fragte: ,,Warum drehen sich alle Mühlen auf der Welt links herum?" Die kurze Pause lässt erahnen, dass die Umstehenden überlegen, ihre erste, vielleicht vorschnelle Idee wieder verwerfen. ,,Wenn er schon so fragt", mag sich mancher denken "dann kann die Antwort nicht auf der Hand liegen liegen".

Im Museum des Mühlenvereins versteckt sich des Rätsels Lösung möglicherweise. Zum Deutschen Mühlentag, traditionell am Pfingstmontag, lud der Verein ein, nach der Antwort zu suchen. 60 Mühlenmodelle stehen im Museum aus, alle im Maßstab zwischen 1:20 und 1:23: Wasser-, Wipp- oder Kokermühlen, solche um Steine zu schleifen oder die vom Dänen Poul La Cour erdachte erste Windkraftanlage der Welt, sogar eine der 30 Windmühlen gegen deren Flügel Don Quichote kämpfte. Mühlen aus Persien, aus Griechenland, aus Frankreich oder die klassisch bekannte Mühle "Holländer Art", wie Clemens Glunz die Galeriemühle mit ihrem umlaufenden Balkon liebevoll nennt.

Alle Mühlen sind detailgetreue Originalbauten. "Da sind schon mal schnell 1000 Stunden Arbeit drin, wenn eine große Mühle gebaut wird", sagt Glunz. Eine wie die Wind- und Wassermühle aus dem emsländischen Hüven, die mit ihrer Größe von über einem Meter etwa 7000 Euro wert ist.
Warum die Mühlen sich nun linksherum drehen, findet keiner heraus. Wie auch? ,,Wir haben schon Literatur gewälzt", erzählt Glunz, selbst Maschinenbautechniker im Ruhestand. "Es gibt mehrere Begründungen, aber keine ist stichhaltig." ft/NRZ

Blindengruppe von ,,Echo Mülheim' war in Hiesfeld zu Gast und besuchte das Kleinod an der Wassermühle

Julia Saborowski

Dinslaken. Auf eine ganz besondere Führung müsste sich am Samstag der stellvertretende Vorsitzende des Hiesfelder Mühlenvereins, Heinz Siemenowski, vorbereiten. Zu Gast in Dinslaken waren nämlich die ehrenamtlichen Kräfte des "Echo Mülheims" zusammen mit ihrer Blindengruppe. Das "Echo Mülheim" ist eine Hörzeitung, die für Blinde erstellt wird und auf der ehrenamtliche Helfer aktuelle Nachrichten, Geschichten und Angebote aus Supermärkten vorlesen. Einmal im Jahr gibt es dann einen solchen Ausflug, um den Ehrenamtlichen zu danken und eine gemeinsame Zeit zu erleben, erzählt die Mitgründerin der Audiozeitung, Inge Tetera. Im Vorfeld werde alles organisiert und mit den jeweiligen Betreuern des Ausflugsziels zusammen gearbeitet.

"Ich habe mich schon sehr auf den Besuch gefreut"; sagt Heinz Siemenowski. Er habe
sich vorher im Internet informiert, wie er am besten eine Gruppe durch ein Museum
führt, die weder die Details der Mühlenmodelle noch das historische Gebäude oder das Mühlenrad sehen können. Nachdem sich alle Besucher vor dem alten Fachwerkhaus versammelt haben, fängt der Leiter mit seinem Vortrag an. Alles wird ganz genau beschrieben und schließt man für einen Moment die Augen, kann man sich das Haus, in dem vor vielen Jahren einmal Mehl hergestellt wurde, trotzdem ganz genau vorstellen. Wenn Siemenowski den Satz mit "Hier seht ihr" beginnt, wird er von den Blinden nicht abgelehnt, sondern blickt in fröhliche Gesichter und hört "Das sagen wir auch immer, das macht uns gar nichts aus" von seinen Gästen. Das schafft eine lockere Atmosphäre und der stellvertretende Vorsitzende fährt unbeirrt mit seinen Erzählungen fort. Um alles lebendig zu gestalten und zu verbildlichen, werden die Geräusche des Mühlenmechanismus imitiert und auch das Anfassen der Miniaturmühlen ist ausnahmsweise gestattet.

So originalgetreu die Ausstellungsstücke sind, so akribisch beschreibt Siemenowski jedes einzelne Merkmal. Jedes Modell hat eine eigene Geschichte und interessiert
lauscht die Gruppe den Erzählungen. Am Ende des Ausfluges wird sowohl den Blinden als auch den Gästen, die die Ausstellung sehen konnten, bewusst, dass man nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der Vorstellung sieht.